NABU Gruppe Wächtersbach

Giftpflanzen und Gifttiere - Achtung, aufgepasst!

Nachfolgend stellen wir Ihnen eine Auswahl an Giftpflanzen und Gifttieren vor (Quelle: Giftpflanzen/Gifttiere - Horst Altmann, BLV Verlagsgesellschaft mbH, München Wien Zürich).

 

Egal, ob man - gerade im Sommer - gern einmal einen "Naturstrauß" pflücken oder ein Tier, das da am Boden krabbelt, anfassen möchte.  Man sollte wissen, mit "wem" man es zu tun hat -  von lästigen Bremsen- oder Mückenstichen mal abgesehen. . .

 

Eine Bitte in Sachen Naturschutz:

Viele Pflanzen- und Tierarten stehen unter Naturschutz. Tragen Sie dazu bei und lassen Sie bedrohte Pflanzen- und Tierarten in ihrer Umgebung!

 

 

Eibe - Taxus baccata

 

Vorkommen: Europa. Wildwachsend nur gebietsweise häufig, sonst selten. Häufig als Ziergehölz in Gärten, Anlagen und auf Friedhöfen.

 

Gift: Mit Ausnahme des süßlich schmeckenden, roten Fruchtfleisches der Scheinbeeren sind in allen Teilen der Pflanze das äußerst giftige Taxin sowie andere Stoffe enthalten. Vergiftungen, auch solche mit tödlichem Ausgang, sind bekannt und beschrieben.

 

Vergiftungserscheinungen: 1 - 2 Stunden nach der Giftaufnahme (Nadeln) kommt es zu Erbrechen mit Leibschmerzen, Schwindel, Bewusstlosigkeit, Erweiterung der Pupillen, oberflächlicher Atmung, zunächst schnellerem dann verlangsamten, unregelmäßigem Puls, Kreislaufschwäche, Tod durch Atemlähmung.

 

Erste Hilfe: Nach Verzehr von Nadeln oder vieler Beeren: Erbrechen auslösen, Arzt aufsuchen. Therapie: Magenspülung, Kohle, Abführmittel, Spasmolytika; bei Atemstörung künstliche Beatmung, Sauerstoff, intensive Überwachung mit Monitor, Kreislaufhilfe.

 

 


Schwarzer Holunder - Sambucus nigra

 

Vorkommen: Gesamteuropa; in Wäldern, Schluchten, Gebüschen, an schattigen Stellen, in Gärten und Anlagen.

 

Gift: In unreifer Frucht Blausäureglykosid (Sambucin), in reifer Frucht organische Säuren, Gerbstoffe, ätherisches Öl.

 

Wirkung: Brechreizend und abführend.

 

Vergiftungserscheinungen: Treten nur auf, wenn große Mengen der reifen Früchte frisch vom Strauch gegessen werden, oder wenn aus ungekochten Beeren Fruchtsaft gepresst und getrunken wird. Es kommt zu Magenbeschwerden, Erbrechen, Schüttelfrost und Durchfällen

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Erste Hilfe: Erbrechen auslösen, Kohlegabe; im Zweifelsfall Arzt verständigen. Therapie: Primäre Giftentfernung, Kreislaufüberwachung.


Tollkirsche - Atropa belladonna

 

Vorkommen: Ganz Europa, im Norden selten. In lichten Wäldern, auf Kahlschlägen und an Rändern von Waldwegen.

 

Gift: In allen Teilen der Pflanze, hauptsächlich aber in den Früchten sind I-Hyoscyamin und Atropin enthalten. Vergiftungen kommen sowohl bei Kindern als auch bei Erwachsenen durch den Verzehr der süßlich schmeckenden Beeren vor. Als tödliche Dosis werden für Kinder 3 - 4, für Erwachsene mehr als 10 Früchte angegeben.

 

Wirkung: Zentral erregende Wirkung durch relativ hohe Dosen; sie betrifft Großhirn, Zwischenhirn und verlängertes Mark. Peripher lähmende Wirkung, schon durch niedrige Dosen, an allen cholinergischen reagierenden Nervenenden.

 

Vergiftungerscheinungen: Bald nach Aufnahme der Beeren stellen sich ein: psychomotorische Unruhe und algemeine Erregung. Rededrang, Euphorie, Weinkrämpfe, Intentionsstörung, choreatische Zustände, Ataxie, Irrereden, Halluzinationen. Zunahme des Erregungszustandes bis zu Tobsuchtsanfällen; Schüttelkrämpfe, Schwindel und Übelkeit, selten Erbrechen (Erbrochenes violett gefärbt, mit fast narkotischem Geruch); Vertiefung und Beschleunigung der Atmung, schneller Puls und Blutdrucksteigerung; maximale Erweiterung der Pupillen, Lichtscheue, Seh-und Sprachstörungen; rote trockene und heiße Haut, erhöhte Körpertemperatur, Durst. Die 4 Hauptsymptome sind: 1. Rötung des Gesichtes, 2. Trockenheit der Schleimhäute, 3. Pulsbeschleunigung, 4. Erweiterung der Pupillen.

 

Erste Hilfe: Erbrechen auslösen, beruhigen, schneller Transport in das nächste Krankenhaus. Therapie: Magenspülung mit gut eingeöltem Schlauch, Medizinalkohle. Als Antidot Physostigmin, 2 mg alle 20 Minuten bis zur Behebung der Symptome (Atemdepression, Krämpfe, Verwirrtheitszustände, Herzrhythmusstörungen). Temperatursenkende Maßnahmen ergreifen, z. B. Umschläge mit nassen Tüchern.


Roter Fingerhut - Digitalis purpurea (+ Gelber Fingerhut, Digitalis lutea)

Vorkommen: Westeuropa. In lichten Wäldern, an buschigen Abhängen und auf Lichtungen und Kahlschlägen. Vielfach auch als Gartenpflanze kultiviert.

 

Gift: Vorwiegend in den Blättern sind Digitalin, Digitoxin, Gitaloxin, Gitarin, Gitoxin enthalten.

 

Wirkung: Digitaliswirkung auf die Herzmuskulatur, auf die Reizbildungszentren und die Kreislaufverhältnisse; Beseitigung von Stauungserscheinungen durch verbesserten Harnfluss.

 

Vergiftungserscheinungen: Das Kauen der Fingerhutblätter verursacht Entzündungen des Mundes, Übelkeit, grasgrünes Erbrechen. Nach Überdosierung von Digitalis-Präparaten: Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle; vorübergehende Sehstörungen und Halluzinationen sind möglich; Herzrhythmusstörungen.

 

Erste Hilfe: Arzt aufsuchen. Therapie: Magenspülung, Kohle, Abführmittel, Bettruhe. Bei Herzrhythmusstörungen Digitalis-Antidot i.v.; nach Intrakutan- und Konjunktivaltestung gegebenenfalls noch Medikamente gegen Rhythmusstörungen. Bei Stenokardie Nitroräparate. Bei drohendem Lungenödem Atem- und Kreislaufhilfe, parenterale Flüssigkeits- und Elektrolytzufuhr wegen ständigem Erbrechen.


Kreuzspinne - Araneus diadernatus

Vorkommen: Europa. Häufig in Wäldern und auf Wiesen, aber auch an Gebäuden.

 

Gift: Giftige Eiweißstoffe.

 

Wirkung: Nach dem Biss nur lokale toxische Wirkung.

 

Vergiftungserscheinungen: Nur an zarten Stellen der Haut kann es zu einem Biss mit nachfolgender starker Schwellung und Lähmung in der Umgebung der Bissstelle kommen.

 

Therapie: Kühlende Umschläge.


Wasserspinne - Argyroneta aquatica

 

Vorkommen: Europa. In Gewässern mit klarem Wasser und reichem Pflanzenwuchs; selten.

 

Gift bis Therapie: Siehe Kreuzspinne.


Dornfingerspinne oder Stacheltasterspinne - Cheiracanthium punctorium

 

Größe: ca. 1 cm

Vorkommen: In Deutschland im Odenwald und im südlichen Rheingau; in Frankreich, der Schweiz, in Italien und Jugoslawien.

 

Gift: Noch nicht genau bestimmter Stoff.

 

Wirkung: Lokal und auf Allgemeinbefinden wirkend.

 

Vergiftungserscheinungen: Zunächst stechende und brennende Schmerzen an der Bissstelle, die sich blau-rot verfärbt und anschwillt. Auch Allgemeinerscheinungen können auftreten: Übelkeit, Erbrechen, Kopfschmerzen und eine leichte Temperaturerhöhung. Nach etwa 3 Tagen klingen diese Symptome wieder ab, die Bissstelle kann noch längere Zeit gerötet und angeschwollen sein.

 

Therapie: Lokal kühlende Umschläge, Cortison-Salben.


Feuersalamander - Salamandra salamandra

 

Vorkommen: In Mittel- und Südeuropa. Selten im Flachland, überwiegend in schattigen Waldungen, oft in der Nähe von Quellwässern und Bächen.

 

Gift: Im Hautsekret der Tiere wurden mehrere Alkaloide gefunden, unter ihnen das Hauptalkaloid Samandarin (Steroidalkaloid) auch Samandaron und Samandaridin.

 

Wirkung: Samandarin ist ein Krampfgift; es wirkt auf das Zentralnervensystem, hat aber auch eine blutdrucksteigernde und lokalanästhetische Wirkung. Äußerlich wirkt es stark reizend auf die Schleimhäute.

 

Vergiftungserscheinungen: Können nur auftreten, wenn man sich nach dem Anfassen des Tieres nicht die Hände wäscht. Vor dem Händewaschen kann z. B. durch unbeabsichtigtes Reiben der Augen eine mehr oder weniger starke Entzündung auftreten. In diesem Fall ist eine Spülung der Augen mit klarem Wasser ausreichend.


Gelbbauchunke - Bombina variegata

 

Vorkommen: Im allgemeinen in hügeligen und gebirgigen Gegenden. Nur im Wasser zu finden, auch schon in Pfützen und Fahrrinnen.

 

Gift: Ein durch die Hautdrüsen abgesondertes giftiges Sekret.

 

Wirkung: Stark reizend auf die Schleimhäute von Augen, Nase und Mund.

 

Vergiftungserscheinungen: Treten nicht auf, wenn man sich nach dem Anfassen der Tiere die Hände wäscht. Gerade bei Unken wurde beobachtet, dass sie, wenn sie verängstigt sind, soviel Sekret aus den Drüsen absondern können, dass es seifenschaumähnlich sichtbar wird und nach Lauch riecht. Dieses Sekret, an die Augen oder in die Nase gebracht, kann ein sehr unangenehmes Brennen verursachen.

 

Therapie: Bei stärkerer Reizung lokale Anwendung von Corticosteroiden.


Erdkröte - Bufo bufo

 

Vorkommen: Die Erdkröte kommt in Waldungen, Gebüschen, Gärten und Höhlen, auch in Kellerräumen und altem Mauerwerk vor.

 

Gift: Bufotoxin, Bufotalin, Bufotenin.

 

Wirkung: Das Drüsensekret ist ätzend und reizt die Schleimhäute von Mund und Nase. Nach dem Anfassen dieser Tiere die Hände waschen! Sollte bei Kindern eine Haut- oder Schleimhautreizung vorkommen, dann reichlich mit Wasser spülen.


Kreuzotter - Vipera berus (Farbvarianten: Schwarz ohne Zickzackband (und Kupfer ohne Zickzackband(selten))

 

Vorkommen: Nord- und Mitteleuropa. Im Moor, auf Heideflächen, Waldlichtungen und Waldrändern.

 

Gift: Hämorrhagische Faktoren, Phospholipase, Koagulationsbeschleuniger und -hemmer.

 

Wirkung: Hämolytische und gewebezerstörende Reaktionen, Blutgerinnungsschäden und Gefäßschäden.

 

Vergiftungserscheinungen: Biss schmerzhaft; die beiden Einstiche der Giftzähne liegen etwa 1 cm auseinander. Lokale Nekrose, Schwellung und blaurote Verfärbung treten auf. Die Schmerzen gehen in ein Jucken über und klingen im Verlauf von 8 - 10 Tagen ab. Es kann zur Lymphgefäß- und Lymphknotenentzündung kommen, meist im Zusammenhang mit allgemeinen Symptomen: Schwindel, Kopfschmerzen, Übelkeit, Erbrechen, Durchfälle, Schleimhautblutungen, schneller fadenförmiger Puls, Blutdrucksenkung und Atemlähmung. Komplikationen durch Hämolyse, Lähmungserscheinungen und Schädigung des Herzens sind möglich. Als gefährlich gelten Bisse im Gesicht, am Hals und am Rücken, besonders bei Kindern.

 

Erste Hilfe: Sofort herzwärts der Bissstelle abbinden, aber so, dass nur eine venöse Stauung eintritt, der Puls also noch fühlbar bleibt. Nach Möglichkeit sollte diese venöse Stauung nicht länger als 1 Stunde dauern, wobei man aber nach jeweils 20 Minuten für 1 Minute lockern sollte. Wenn möglich Eiswasserbehandlung, d.h. gebissene Extremitäten in Leitungswasser mit Eisstückchen tauchen, bis die Schmerzen verschwunden sind. Absolute Ruhestellung der betroffenen Extremitäten (notfalls schienen) und flache Lagerung. Kaffee und Tee als Kreislaufstütze sind angebracht. Sorgfältiger Transport zum Arzt oder in die nächste Klinik.

 

Therapie: Man bezweifelt heute die generelle Notwendigkeit einer Serumgabe, da die Gefahr der Serumreaktion höher eingeschätzt wird als die des Bisses. Wenn bei vitaler Indikation erforderlich, dann Europaserum (10 - 50 ml per infusione) nach üblicher Testung auf Allergie. Kinder benötigen die gleiche Dosis wie Erwachsene! Corticosteroide i.v. oder i.m. (2-3 mg/kg). Patient beruhigen; evtl. Kreislauf- und Atemhilfe. Prophylaktisch: Aktive und passive Tetanusprophylaxe, Antibiotika; Alkoholverbot!