NABU Gruppe Wächtersbach

Vom Urpferdchen über den Andalusier zum "Geisterhund" der Sioux

Oder: Wie kam das Pferd in den "Wilden Westen" zurück?

Von Karl-Richard Licht

Die aus Hollywoodfilmen bekannten Reiterstämme der Büffeljäger des Westens, wären ohne das Pferd undenkbar gewesen.

Bevor das Pferd sich über die Plains und Prärien ausdehnte, war der mittlere Teil der USA nur schwach besiedelt.

 

Als die ersten Vorfahren der indianischen Bevölkerung Amerikas dem Wild folgend dort eintrafen, gab es noch Urwildpferde, die von den Ankömmlingen gejagt wurden.

Sie starben aber vor ca. 2000 Jahren aus.

 

Erst durch das Eintreffen der Spanier in Amerika wurde das Pferd wieder eingeführt. Ausgangspunkt seiner Ausbreitung waren die spanischen Viehwirtschaftsbetriebe in Mexiko, zu dem auch der Südwesten der USA gehörte.

1598 entstanden unter Anleitung der Missionare Haciendas in New Mexiko, auf denen indianische Viehhirten, Pueblo, Papago und sogenannte Manos ("gezähmte" und zum Christentum bekehrte Apachen) arbeiteten.

 

Die Hypothese, dass alle sogenannten Mustangs von entlaufenen und verwilderten Pferden stammen, ist nur im kleinen Rahmen richtig. Die meisten Pferde wurden von auf den Farmen arbeitenden Indianern als Vermittler verkauft, bzw. verhandelt.

 

Ein wichtiger Anlass zur Verbreitung der Pferde war 1680 die Pueblo-Revolte unter Tewa Popel im Südwesten der heutigen USA. Anfangs war der Verkauf an Indios und sogar das Reiten für nicht im Dienst stehende Indianer verboten.

Später trieben die Spanier selbst mit den Ureinwohnern Pferdehandel. Jedoch spielte der Pferderaub - im Süden vor allem durch Apachen und Commanchen - eie große Rolle.  

Es gibt genaue Aufzeichnungen des Pferdehandels unter den Stämmen.

Um 1780 waren die Büffeljäger der Plains und Prärien beritten. Die Hauptzentren des Pferdehandels waren San Antonio (Texas) und Santa Fe mit dem Ableger Pueblo Taos (New Mexico).

 

Die Kultur der Präriestämme änderte sich komplett. Viele Volksgruppen aus dem östlichen Amerika gaben den Maisbau, der bisher im großen Stiel betrieben wurde, teilweise oder ganz auf. Teile der Dakota-Sioux, Cheyenne, Kiowa, Prärie-Ojibwa, Prärie-Cree, Iowa und andere, zogen nun in die westlichen Plains.

 

Die Büffelherden brauchten nicht mehr über die Klippen getrieben werden (sogenannter Buffalo Jump). Die Fleischvorräte wurden größer durch die Bejagung mit Pferden. Die Wanderungen wurden einfacher und schneller anstatt Hundetravois (Schleifgestelle aus Zeltstangen), da dies nun mit Pferden erledigt wurde.

 

Die Zelte (Tipis) wurden bedeutend größer und die Bevölkerung nahm stark zu.

Eine interessante Episode aus der Verbreitung der Pferde lässt sich aus der Geschichte der Crow (Krähenindianer) ablesen:

 

In den Jahren zwischen 1725 und 1730 stieß ein Kriegertrupp der Crow zum Fat River (heute Green River, Wyoming) vor und stahl einen Hengst von einem anderen Stamm und brachte diesen in ihr Lager nördlich Wyomings (Yellow Stone Gebiet). Für die Crow ein bedeutsames Ereignis, da sie nie zuvor ein Pferd sahen: Es war so hoch wie ein Elch, sah aber anders aus, hatte runde Hufe, eine lange zottige Mähne und einen ebensolchen "Schwanz", aber die Hörner fehlten.

Während die Leute dieses Tier bestaunten, geriet ein Mann zu Nahe an die Hinterbeine des Tieres. Rasch versetzte es im einen Schlag mit den Hinterbeinen und der Mann wälzte sich am Boden. Nach diesem Zwischenfall gaben ihm seine Kameraden den Namen "Kicked in the bellies". Später wurde diese ganze Gruppe dieser Abteilung des Crow Stammes so genannt.

Heute leben Nachkommen dieser Leute in der Nahe von Lodge Grass in Montana und tragen immer noch diesen Namen.

Araberhengst Kaylash (Besitzerin: Renate Flindt) - Foto: Isabeau Wagner
Araberhengst Kaylash (Besitzerin: Renate Flindt) - Foto: Isabeau Wagner

Der Handel im Westen, an den Hängen der Rocky Mountains ging über Shoshoni-Stämme weiter nach Norden zu den Flathead, Nez Perce und Cayuse-Indianern. Ein Zweigstamm, die Palouse, entwickelten durch spezielle Zucht eine besondere Pferderasse, die nach ihnen genannt wurde - "Appaloosa".

 

Diese Pferdeart - das "himmlische Pferd" des alten China - kam über die Niederlande und Mexiko in den östlichen Staat Washington. Eine cremefarbene und weiße Rasse, deren Fell von der Vorderseite bis an die Flanken einfarbig und der Rest mit großen hellen oder weißen Flecken gekennzeichnet ist.

Auch die verwandten in der Nachbarschaft wohnenden Nez Perce übernahmen diese Züchtung, vor allem aus Kriegs- und Prestigezwecken, da es auch größer und stärker als die Pferde der US-Kavallerie waren.

 

Als die US-Armee 1877 in einen unrühmlichen Feldzug ihr Hauptstammesgebiet wegnahm erschoss sie 800 bis 1.100 wertvolle Appaloosas. Die restlichen Pferde verloren sich in den Bergen und wurden von Mustangjägern bis auf Reste gejagt. Mit Hilfe von weißen Pferdefreunden konnte später bei den Nez Perce eine neue Herde aufgebaut werden. Dafür sind sie heute noch bekannt und durch Handel und Verkauf ist diese Rasse gerettet und sogar in Europa inzwischen bekannt.

 

Das sogenannte "Indianerpony-Töten" ging vor allem in den nördlichen Provinzen (Dakota, Nebraska, Montana, etc) weiter. Nachdem die Bison auf ein Minimum reduziert waren, wollte man unter allen Umständen die restlichen Stämme, Cheyenne, Sioux, Arapaho in Reservate sesshaft machen. Man wollte sie zur Landwirtschaft zwingen, aber auch eine Flucht nach Kanada vermeiden.

 

So wurden tausende Mustangs erschossen, andere mit Ackerpferden gekreuzt. Damit wurde den letzten Stämmen der Rest ihrer Kultur genommen.

Selbst Stämme wie die Crow, die auf Seiten der US-Armee gegen die Sioux kämpften, mussten unter Tränen ihre Pferde aufgeben.

 

Nur im Süden bei den Navahos, Apachen, Utas waren die Pferdemorde nicht im selben Umfang häufig, so dass um 1900 noch fast alle südlichen Stämme beritten waren.

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Auf Ranches wurden die Mustangs bis zum Jahre 2000 mit Hubschraubern gejagt und später an Hundefutterfabriken zur Vermarktung verkauft.

Als ein Aufschrei durch die USA ging, stellte man diese Jagden (zumindest offiziell) ein. Zu viele Mustangs werden heute eingefangen und an meistbietende Pferdefreunde verkauft.


Heute hat man den Mustang als Wappentier für die Eroberung des Westens offiziell auserkoren.

 

(Karl-Richard Licht)